Das Archiv-Team im Kulturdorf Seeham: alte Ansichten

Eröffnung Postamt am 1.11.1974
am Rednerpult Bgm. Andreas Walkner


Mehr zum Bild: KLICK!

Matthias Hemetsberger • Gemeindezeitung 4/2021

Die Geschichte der Post in Seeham

Es wird derzeit Kritik geübt an der Postzustellung. Es liegt sicher nicht an den Postzustellerinnen und Postzustellern, die aus verschiedensten Gründen überlastet sind und sich bemühen, ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Aus gegebenem Anlass habe ich die Geschichte der Post in Seeham recherchiert.

Seeham wurde – wie auch Berndorf, Perwang, Palting und Schleedorf - seit Einführung des Postbetriebes vom Postamt Mattsee (k.k. Postexpedition) aus versorgt, das am 1. Juli 1850 eröffnet worden ist. Aus der Marscheinteilung für die Landbriefträger aus dem Jahr 1881 ist ersichtlich, welche Strecken ein Landbriefträger täglich zurückzulegen hatte.

Der Briefträger nach Seeham hatte 5 km zu bewältigen, ging vom Postamt Mattsee um 5 Uhr ab, kam in Seeham (*beim Briefkasten mit Markenverschleiß) um 6 Uhr an, hatte 15 Min. Aufenthalt und war um 7:15 Uhr wieder in Mattsee (laut Marschordnung). Die Zustellung der Post von Mattsee nahm immer größeren Umfang an und funktionierte nicht immer zur Zufriedenheit. Obertrum bot Seeham 1900 an, sich dem dortigen Postamt anzuschließen. Mattsee intensivierte daraufhin die Zustellung und Seeham blieb bei Mattsee. Ein abermaliges Angebot 1923 von Obertrum, sich dem dortigen Postamt anzuschließen, wurde von Seeham abgelehnt.
1904 reichten 40 Seehamer Familien bei der PTD Linz eine Petition (Bittschrift, heute Ansuchen) für die Einrichtung einer Poststelle in Seeham ein. Diese fruchtete 1907. Im Circular-Verordnungsblatt der Post- und Telegraphen Direktion für Oberösterreich und Salzburg in Linz wurde die Errichtung einer Postablage in Seeham verlautbart. Martin Huber (Huberkramer) wurde mit der Führung der Postablage betraut. Vom 1.Juli bis 15. September wurde wegen der Sommergäste zweimal, die übrige Zeit einmal pro Tag (außer Sonntag) die Post von Mattsee vom Landbriefträger zugestellt, der auch im Ort Seeham die Post verteilte.

Weiter lesen →

Für die Zustellung in den Außenbereichen hatte der Huberkramer zu sorgen. 1909 stellte der Saisonverein Seeham eine Petition an den Hohen Landtag in Salzburg um Errichtung einer eigenen Poststation, bzw. Schaffung eines regelmäßigen Post- oder Stellwagenverkehrs nach Seekirchen oder nach Salzburg. Dies führte dazu, dass die Postabage Seeham 1911 mit der Landbriefträgerbefugnis ausgestattet wurde. Die Briefe wurden von nun an in den einzelnen Ortschaftsteilen des Gemeindegebietes zugestellt, die übrigen Postsendungen zur Abholung in der Postablage avisiert. Der Fußbote mit der Post von Mattsee nach Seeham wurde bald durch die Überführer Seestidl aus Mattsee und Gaberhell aus Seeham ersetzt. Die Zusage von 1911 der k.k. Post- und Telegraphen-Direktion ermutigte die Gemeinde im Jahr 1912 dazu, um ein Sommerpostamt wegen des zunehmenden Fremdenverkehrs anzusuchen, was aber abgelehnt wurde.

Die Postablagestelle war mit wechselnder Lokalität bis 1943 immer in den Kaufgeschäften untergebracht:
1911-1930: Huberkramer
1930-1934: Permadinger
1934-1938: Waltran
1938-1943: Permadinger
Im Frühjahr 1943 erfolgte eine Umpostung der Orte Seeham, Berndorf und Palting-Perwang für eine kurze Zeit von Mattsee nach Seekirchen. Am 1.12.1943 wurde in See-ham ein selbstständiges Postamt eingerichtet.
Erster Leiter des Postamtes (Postmeister) war Franz Altendorfer. Dies bestand aus einem Raum im Gasthof Jägerwirt (an der Stelle der heutigen Raika Seeham). 1949 wurde das Postamt in das Schulhaus (stand in etwa an der Stelle der Bäckerei Zillner) verlegt. Im November 1974 übersiedelte das Postamt in den Neubau des Hauses Seeham Nr. 15 (heute Dorf 10), an welcher Stelle auch die erste Postablegestelle (Huberkramer) untergebracht war. War 1950 noch von der mangelnden Frequenz des Postamtes durch die Postdirektion die Rede und eine Personalkürzung geplant, so nahm das Postamt in den Folgejahren eine gute Entwicklung. Im Jahr 1965 waren neben dem Postmeister zwei Briefträger tätig. Im Jahr 1981 wurde Josef Haslinger Leiter des Postamtes - und es waren drei weitere Mitarbeiter beschäftigt. Mehrere Gründe - vor allem Strukturmaßnahmen der Post AG - führten schließlich mit Ende des Jahres 2002 dazu, dass das Postamt in Seeham geschlossen wurde.

Damals schrieb ich in der Gemeindezeitung folgendes Märchen (KLICK):

Es war einmal

- so beginnen Märchen - und haben meist ein gutes Ende. Das Märchen vom kleinen (Post)Fuchs hat kein happy end. Dieser Fuchs lebte inmitten von Menschen, erfreute sich großer Beliebtheit, wurde gern besucht und freute sich, wenn die Men-schen kamen. Der Oberfuchs aber meinte, dass das Revier zu klein und die Beute zu gering sei. Deshalb beschloss er bei sich, ohne auf die Revierbewohner Rücksicht zu nehmen, viele Füchse in einem großen Bau zur gemeinsamen Jagd zu versammeln. Die Bewohner kämpften um ihren Fuchs, der ihnen vertraut und wert war. Da die Proteste so heftig waren, gestand der Oberfuchs zu: „Ich gönne dem heimischen Fuchs noch ein Jahr. Wenn die Beute nicht größer wird, dann muss er in den zentralen Fuchsbau!“ Und er lachte in sich hinein, da er wusste, dass die Zerstörung des kleinen Fuchsbaus schon lange beschlossene Sache der Oberfüchse war. Auch die hohen Tiere, die gern bei den Stimmenbeutereisen durch die Lande sich zu Leopold Kohr bekennen und beteuern, wie wichtig das heile, kleine Revier für das Wohlbefinden der Bewohner ist, ließen die Oberfüchse gewähren. Als der kleine Fuchs auszog, waren alle Bewohner des Reviers sehr traurig. Der Schlusssatz des Märchens ist derselbe wie am Beginn:

Es war einmal...



Beim dritten Anlauf war nun Obertrum nach 1900 und 1923 erfolgreich. Bis Ende 2010 war Seeham dem Postamt Obertrum zugeteilt. Die Gemeinde Seeham federte den Verlust des Postamtes insofern ab, als das Gemeindeamt als Postpartner bis 2013 fungierte. 2011 wurde durch eine weitere Zentralisierung das Postamt Seekirchen die Zustellbasis für Seeham und das Dreiseengebiet.
Vielleicht – hoffentlich - wird die Geschichte der Post in Seeham, die geprägt war von Zentralisierung-Dezentralisierung-Zentralisierung einst weiter fortgeschrieben - eine Geschichte, in welcher der (Post) Fuchs wieder inmitten der Menschen im Dorf ist. Ein Märchen mit einem guten Ende.