Das Archiv-Team im Kulturdorf Seeham: alte Ansichten

Bild (die "alte" Kirche) zum Vergrößern anklicken!


Unter Pfarrer Kanonikus Josef Lahnsteiner wurde der Bau der neuen Kirche verwirklicht, wobei das Presbyterium der alten Kirche und der Kirchturm erhalten blieben. 
Am 11. Oktober 1931 wurde die neue Kirche von Weihbischof Dr.Johannes Filzer eingeweiht.

Matthias Hemetsberger

März 1938 in Seeham

In zahlreichen Dokumentationen werden anlässlich des Gedenkjahres 1938 die Ereignisse in Österreich im März 1938 dargestellt. Auch in un-serer Gemeinde spiegelte sich die damalige all-gemeine politische Situation in den örtlichen Vor-gängen wider. Was im Juliputsch 1934 bereits deutlich geworden war - Anhänger des Nationalsozialismus versuchten Österreich weit und somit auch in Seeham die Macht zu übernehmen (in Seeham wurde der Polizeiposten gestürmt, die Ortseingänge und Ortsausgänge wurden abgeriegelt) - vollzog sich nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich: 

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Auszüge aus einer persönlichen Darstellung durch einen Seehamer (er war einer, der durch die Vorgänge betroffen war) sollen einen Einblick in die Ereignisse im März 1938 in unserer Gemeinde geben:

„Am 24.März 1938 abends fand ein großer Fackelzug statt. Die Fenster waren beleuchtet und mit Führerbildern geschmückt… Hierauf eine Kundgebung im Saal. …
Am späten Abend desselben Tages gingen die Verhaftungen los…Erst nach Eintreffen des Ortsgruppenleiters… wurden sie freigelassen.
Am 13. Juni 1938 bei der…Hochzeit konnte man schon am Nachmittag hören: Alle Vaterländischen (Anhänger der Vaterländischen Front unter Schuschnigg) müssen heute verschwinden. Es gab Extratänze der SA, der Illegalen usw…
Gegen Abend wurden tatsächlich alle Nichtnazi heimgeprügelt und dabei so mancher verletzt.
Am Ostersonntag 1938 gingen am Nachmittag die uniformierten SA Männer (aus Seeham) von Haus zu Haus, um die verbliebenen Dollfußbilder aus den Wohnungen zu entfernen.
Unser hochwürdiger Herr Pfarrer Josef Lahnsteiner wurde auch schwer verfolgt und bekam zuerst ein Religionsverbot, dann folgte das Predigtverbot.“

Die „Illegalen“ während der Regierungszeit der Vaterländischen Front, (Mai 1933 bis
11. März 1938; 1934 - 1938 als Ständestaat bezeichnet) wurden nun zur dominierenden politischen Kraft.

In Seeham fand am 13. Februar 1938 die letzte Sitzung der Gemeindevertretung unter dem Bürgermeister der Vaterländischen Front statt, am 6.7.1938 unterzeichnete der nationalsozialistische Bürgermeister, der zu-gleich Ortsgruppenleiter der NSDAP war, das Protokoll der Gemeindevertretungssitzung. Dem Ortsgruppenleiter ist es in der Zeit der Herrschaft des Nationalsozialismus zuzuschreiben, dass immer wieder den Zeitumständen entsprechend auch menschliche Lösungen gefunden wurden.
Es ist heute ein Leichtes - vom Standpunkt einer gefestigten Demokratie, des Wohlstandes und des Friedens - über jene Zeit zu urteilen. Vielmehr als zu verurteilen ist es angebracht, in Hinblick auf die damaligen politischen und gesellschaftlichen Ereignisse wachsam gegenüber Entwicklungen zu sein, die auf nationale Abschottung, Ausgrenzung und Intoleranz abzielen. Der Grad des Übergangs von klarer Stellungnahme gegen diesbezügliche Vorgänge einerseits, der Tolerierung, des Mitläufertums und des Zuspruchs andererseits ist auch heute kein unüberwindbarer, sondern wie ich meine nach wie vor ein schmaler.