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Matthias Hemetsberger

Republik Österreich Seeham vor 100 Jahren

Nationalrat Matthias Wimmer
ein Seehamer an der Wiege der Republik Österreich vor 100 Jahren


Unterlagen aus "Stenographisches Protokoll"

Nach dem Zerfall des Habsburger Reiches im Jahr 1918 musste Österreich als Kleinstaat nach Jahrhunderten des Eingebundenseins in ein mitteleuropäisches Staatengefüge einen eigenen Weg finden. Wollte man sich anfänglich als „Deutschösterreich“ als Teil eines demokratischen Deutschland begreifen (Provisorische Nationalversammlung Deutschösterreich von 21.10. bis 16.2.1919), so wurde in Zuge der Friedensverhandlungen nach dem 1. Weltkrieg durch die Siegermächte dieses politische Vorhaben ausgeschlossen. Österreich musste die Zukunft eigenständig gestalten.

Die ersten Schritte dieses Weges ging auch der am 26.1.1879 geborene Matthias Wimmer, Schmiedbauer und Fischereibesitzer in Seeham, mit.

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Im Nationalrat war Wimmer als Mandatar des Freiheitlichen Salzburger Bauernbundes in die Reihe der Abgeordneten der Sammelbewegung der deutschfreiheitlichen Parteien Österreichs eingegliedert, die ab 1920 Großdeutsche Volkspartei bezeichnet wurde. Neben den verschiedensten, auseinanderstrebenden Interessen der deutschfreiheitlichen Gruppierungen war das einigende Band „eine Angliederung an die große deutsche Republik“. Es war eine politisch, sozial und wirtschaftlich unruhige Zeit. Nach Jahrhunderten der Monarchie mussten erst demokratischen Spielregeln geschaffen und der Versuch unternommen werden, danach die Politik zu gestalten. Hohe Arbeitslosigkeit, Hunger, soziale Not, die Hyperinflation der Kronenwährung - 1922 wurden bereits Banknoten mit einem Nennwert von 500.000 Kronen gedruckt (1921 kostete ein Laib Brot 160 Kronen, ein Paar Schuhe 7.000 Kronen, 1922 ein Laib Brot 5670 Kronen und ein Paar Schuhe 150.000 Kronen) -und parteipolitische Unversöhnlichkeiten waren be-stimmende Faktoren dafür, dass das demokratische Gefüge der 1. Republik wenig tragfähig war und radikale politische Kräfte einen reichen Nährboden fanden.
In den Anträgen und Anfragen des Abgeordneten Matthias Wimmer spiegelt sich abseits der parteipolitischen Querelen der 1. Republik Österreich das redliche Bemühen wider, einen Beitrag dazu zu leisten, das un-vorstellbare Leid des 1. Weltkrieges zu überwinden und das Leben in Österreich in neue Bahnen zu lenken.
In den Jahren 1917 und 1918 war Matthias Wimmer Gemeinderat in Seeham

Er wurde als Mitglied der Partei Freiheitlicher Salzburger Bauernbund vom Wahlkreis 19 (Salzburg) in die Konstituieren-de Nationalversammlung ( 4.3.1919 - 9.11.1919) entsandt und blieb auch als Vertreter des Freiheitlichen Salzburger Bauernbundes (ab 1922 Salzburger Landbund bzw. Landbund für Österreich) Abgeordneter, als nach der Nationalratswahl am 17. Oktober 1920 der Nationalrat am 10. Nov.1920 die Nationalversammlung ablöste. Mit 20.11.1923 endete sein Mandat im National-rat. Er war im Ausschuss für Heereswesen, für Verkehrswesen und für Land-und Forstwirtschaft. Der letzt-genannte war sein Schwerpunkt, was sich auch in sei-nen Anträgen und Anfragen deutlich wird. So zum Beispiel im Antrag vom 21. Juni 1921!
Die politische Konstellation in Salzburg war in den Jahren 1918/1919 eine etwas verworrene. Die verschiedensten deutschnationalen Parteien schlossen sich zu einer Deutschfreiheitlichen Listenkoppelung zusam-men, darunter auch der Freiheitliche Salzburger Bauernbund. Ein getrenntes Vorgehen bei der Nationalratswahl hätte keiner Partei ein Mandat eingebracht. Es war eine wahltechnische Notlösung, denn es bestanden programmatisch erhebliche Unterschiede zwischen dem Freiheitlichen Salzburger Bauernbund und der Deut-schen (nationalsozialistischen) Arbeiterpartei sowie der Demokratischen Ständevereinigung, deren Bezeichnung die Listenkoppelung trug. Der Wahlerfolg rechtfertigte diese Koppelung der deutschfreiheitlichen Parteien. Sie kamen auf 27,3 % der Stimmen, die Sozialdemokraten auf 30,6 % und die Christlichsozialen auf 42,1 %. Von den sieben Salzburg zustehenden Mandaten wurden zwei an die Listenkoppelung der Deutschfreiheitlichen vergeben. Das erste Mandat erhielt der Spitzenkandidat der Demokratischen Ständevereinigung, der Magistrats-jurist Heinrich Clessin, das zweite der Listenführer des Freiheitlichen Salzburger Bauernbundes, der Seehamer Bauer Matthias Wimmer.

Neuwahl der Regierung

39. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Dienstag, den 21. Juni 1921 Protokoll →

Vorsitzende:
Präsident Dr. Weiskirchner, Zweiter Präsident Seitz, dritter Präsident Dr. Dinghofer