Das Archiv-Team im Kulturdorf Seeham: alte Ansichten
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Am autofreien Sonntag kann man dank des Entgegenkommens der neuen Besitzerfamilie Margarete und Helmut Dürnberger auch einen Blick in das Innere des Hauses werfen und 250 Jahre Geschichte atmen und spüren.

Matthias Hemetsberger

Das „Wagnerhäusl“

Die Bezeichnung „Wagnerhäusl“ ist darin begründet, dass Josef Schmiedbauer (geb.1819) 1874 das Haus erworben und sein Sohn gleichen Namens hier 1914 eine Wagnerei begründet hat. 1937 legte er aus Altersgründen das Gewerbe zurück.
Es folgte ihm sein Sohn Josef Trappl, der den Wagnereibetrieb auf Wagen- und Karosseriebau sowie Sportartikelherstellung erweiterte. Die Seehamer Jugend in der Mitte des vorigen Jahrhunderts fuhr „Traplschi“ oder rodelte mit „Traplschlitten“. Im „Wagnerhäusl“ finden sich heute noch Werkstücke aller Art aus der Zeit der Wagnerei. Anfang der 50iger Jahre baute er eine neue, eigene Werkstätte mit Wohnhaus (heute Haus Hauptstraße 66), welche 1956 in den Besitz von Josef Scheipl übergingen.
Das Wagnerhäusl selbst blieb im Besitz der Familie Schmiedbauer und wurde als Wohnhaus und in den letzten Jahrzehnten als Ferienhaus genutzt. Ein Besitzer und Bewohner des Hauses, nämlich Hofrat Prof. Alois Schmiedbauer (1902-1988), war im Landesschulrat für Salzburg Fachinspektor für Bildnerische Erziehung, anerkannter Fachmann für die Bildende Kunst, selbst ein hervorragender Maler, Restaurator und Fotograf, Autor von zahlreichen Büchern und Bildbänden über Salzburg sowie von 1954 bis 1977 Präsident des Salzburger Stadtvereins. Der erste verlässliche historische Nachweis über den Bestand dieses Objekts findet sich im „Franziszeischen Kataster“ des Jahres 1829. Sowohl im Plan als auch im Bauparzellenprotokoll ist das Haus eingetragen. Als Inhaber scheint der damalige Altwirt in Seeham, Josef Hietl, auf. Als Berufsbezeichnung wird für den Besitzer des Hauses Bauer genannt. Tatsächlich war mit dem Haus eine Landwirtschaft verbunden. In den Erhebungslisten über den Viehbestand in der Gemeinde Seeham ist 1884 vermerkt: Wagnerhäusl: 2 Rinder, 1 Jungvieh, 1 Schwein.
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Da das Objekt 1829 die Bezeichnung Fischermichl trug, liegt der Schluss nahe, dass das Haus bereits deutlich vor 1829 errichtet worden war und daher eine damals bekannte Bezeichnung hatte, die auf einen Fischer namens Michael zurückgeführt werden könnte. Im „Hieronymus Kataster“ des Erzbischofs Hieronymus Colloredo (Entstehungszeit in den 70er Jahren des 18. Jhd.) finden sich Hinweise auf den Bestand des Hauses. Wir können von einer etwa 250 jährigen Geschichte ausgehen, die dem Wagnerhäusl zu eigen ist.
Ende der 20er Jahre und anfangs der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts hat Josef Schmiedbauer eine Bootsvermietung, die Überfuhr und eine kleine Badeanstalt betrieben.